Zu sich selber finden, etwas für die Seele und den Körper machen. Das waren die Ursprungsgründe, die mich auf die Idee brachten, den Jakobsweg zu machen. Vor der Corona-Pandemie erhielt ich auch meinen Hund und der Plan stand fest, sobald er einige Kilometer gehen kann, dass ich dies mit ihm durchziehen möchte. Doch jedes Mal, wenn ich die Idee wieder hatte, musste ich sie auch wieder verwerfen. Denn die Idee und der Gedanke war gut, aber leider scheiterte es an der Umsetzung.
Denn ich rechnete aus, wie weit ich für jede Etappe rechnen müsste. Mehr als 10 km wollte ich mir und meinem Hund nicht zumuten. Denn das ist die Durchschnittsstrecke an Wanderwege, welche wir im Durchschnitt wandern. Aber hier kommen diese auch noch an mehreren Tagen hintereinander. Also würde ich mehr nicht schaffen. Doch rechnete ich diese zusammen und schaue auf die Strecke des Jakobsweg, machten mir mehrere Gründe einen Strich durch meine Pläne.
Geplant war der Jakobsweg
Übernachtungsmöglichkeiten mit Hund sind auf dieser Strecke gleich 0. Öffentlicher Transport auch sehr schwierig. Dann Wasser für meinen Hund, Wasser für mich, Futter für uns beide, Schlafkissen für den Hund, Kissen und Schlafsack für mich. Schon alleine das klang für mich nach viel zu viel Gepäck, das ich nicht tragen kann. Ich schaute immer wieder nach Lösungen, aber sie waren nicht zu finden.

Mich plagt nämlich noch einen schwierigen Grund dies nicht zu machen, meine Krankheit. Durch diese muss ich jeden Tag Kompressionskleidung tragen und ohne diese schaffe ich keine 2km zu Fuß. Diese muss aber nach jedem Tragen gewaschen werden und an der Luft trocknen. Das würde ich so, auf einem Campingplatz oder Hotelzimmer niemals hinbekommen. Diese Kompressionskleidung trage ich in den Beinen und Armen.
Für März 2023 wurde der Gedanke aber wieder aktuell. Denn hier hatte ich eine Woche Urlaub und mein Freund nicht. Desto näher der Urlaub kam, desto konkreter wurde der Gedanke. Dann kam die Lösung zum Problem des Jakobsweges. Wenn ich doch nach jeder Wanderung nach Hause muss, dann kann ich doch von den CFL-Wanderwegen profitieren. Hier würde ich immer eine Verbindung mit dem Zug nach Hause bekommen. Dachte ich zumindest. Dass es hier auf der Zugstrecke zu dem Monat zu Problemen kommt und keine Züge fahren, wusste ich zu diesem Zeitpunkt ja noch nicht.
Start in Troisvierges
Aber für mich stand es jetzt fest, ich werde in Troisvierges starten und mal schauen wie weit ich komme. Ich schaute mir immer wieder die Strecke an, aber egal wie ich sie drehte, mir wurde klar, dass die ersten Tage sehr heftig werden und ich war mir unsicher, ob ich dies schaffen würde. Eine Motivation musste her. Die war auch schnell gefunden.

Ich wollte, dass auch andere Menschen von dieser Aktion profitieren konnten und wollte eine Challenge für den guten Zweck daraus machen. So plante ich, Spenden auf dem Weg zu sammeln. Dies, in dem man raten konnte, wie weit ich komme und der am besten schätze, gewann auch ein Teil des Gewinnes oder könnte diesen auch weiter spenden.
Für den guten Zweck, zur Motivation
Aber an wen soll diese Spende gehen? Einen Teil sollte an eine Organisation gehen, die klein und persönlich ist. Eine, von der man noch persönlich ein Danke bekommt. Aber auch eine, die sich mein Hund auswählen würde. So kam ich auf die Organisation sichhënn.lu. Die andere Organisation stand dann für mich persönlich. Für Lipödem Lëtzebuerg a.s.b.l. Ich selbst bin hier Vize-Präsidentin und plante einen großen Informationstag rund um die Krankheit, die uns einiges kostete. Ich wusste, dass hier das Geld gut aufgehoben ist und gut investiert wird.
Sturm und Regen
Etwas unmotiviert war ich noch, denn es war für die ganze Woche Regen und Sturm gemeldet. Aber ich hatte es mir so fest vorgenommen und die ganzen Spende, die ich gesammelt habe und die Menschen, die mich unterstützen, wollte ich, nicht enttäuschen. So ging die Reise trotzdem los. Wenn ich bis unterwegs bin, macht mir der Regen auch nicht mehr soviel aus. Nur der Start fällt dann etwas schwierig aus.
Als der erste Tag kam, war eigentlich alles wie immer an einem Wochenende. Wir standen auf und machten uns fertig zum Wandern. Nur diesmal stand eine viel größere Strecke bevor. Von Troisvierges nach Draufelt. Ich musste es so weit schaffen, sonst würde ich mich an den nachfolgenden Tagen verstricken in zu wenige oder zu viele Kilometer. Ich wusste, dass ich mir hier sehr viel zugemutet habe. Aber es sollte ja auch eine Challenge sein. Mein Freund begleitete mich auf dieser Strecke mit seinem Hund. Erstmal musste die Strecke bis nach Clerf geschafft werden, danach hatte ich zwei Optionen um nach Drauffelt zu kommen.

Geplant war die größere Strecke, da sie schätzungsweise auch schöner ist. Das Auto ließen wir in Drauffelt und fuhren mit dem Zug und Bus nach Troisvierges. 19,26 km waren geplant. Die zweite Etappe ist mit 17 km geplant. Das wäre an 2 Tagen fast das doppelte, von dem, was ich gewöhnt bin. Ich hatte einen riesengroßen Respekt davor.
Der Startschuss fiel dann samstags Morgens in Troisvierges, dem 25.03.2023. Diese Wanderung hatte es ganz schön in sich, denn mit 628 km bergauf und 746 km bergab waren Höhenunterschiede, welche ich zuvor noch nie geschafft habe. Nach einer Umleitung in Clerf stand ich vor der Frage, was mache ich, ich war kaputt. Meine Beine müde und die Etappe vom darauf folgenden Tag machte mir Sorgen. Auch die Frage, ob mein Hund das schafft, machte mir Sorgen. 3Optionen hatte ich: Aufgeben, diese war sehr schnell verworfen, kleine Strecke von 6,7 km oder die Strecke von 8,65 km. Ich setze eigentlich immer das durch, was ich mir in den Kopf gesetzt habe und mein Freund rechnete stark damit, dass wir die 8,65 km machen, doch hier war die Vernunft das erste Mal stärker als der Kopf. So entschied ich mich dafür, die 6,7 km zu machen. Pausen machte ich nun immer öfter und der Satz, “Ich kann nicht mehr”, fiel sehr oft. So war die Begeisterung doch sehr groß als ich am Ziel ankam.
Doch die zweite Etappe bereitete mir richtig große Sorgen. Wenn ich doch jetzt schon so kaputt bin. Am Abend schrieb ich noch schnell meinen Bericht und fiel ins Bett. Morgens hatte ich Angst, wach zu werden und meine Beine zu spüren. Oje, die waren sehr, sehr müde. Aber als ich die Kompressionshose anhatte, war das Gefühl schon wesentlich besser. Doch bergauf gehen, bereite mir Sorgen. Da spürte ich dann doch die müden Beine.
Begleitung von Sichhënn.lu

Am zweiten Tag ging es nach Kautenbach. Hier war es sehr schwierig, denn einen Ersatz für den Zug, der ausfiel, gab es nicht. So mussten wir mit 2 Autos fahren und eins am Start und eins am Ziel lassen. Auch hier begleitete mich mein Freund. Aber auch 2 Mitglieder der Sichhenn Vereinigung begleiteten mich am Ende dieser Strecke. So erfuhr ich sehr viel von dieser sehr beeindruckende Arbeit, die diese Vereinigung verrichtet. Der Anfang war die Wanderung sehr schwer. Ich war müde. Doch als die Muskeln bis aufgewärmt waren, war auch die Motivation wieder da und es lief. Ich habe diese Strecke ehrlicherweise gedreht.
Ich bin von Kautebach nach Draufelt zurückgewandert. Einfach aus dem Prinzip, weil die Höhenmeter für mich besser zu bewältigen waren. Wir sprechen hier dann doch noch immer von 554 km bergauf und 498 km bergab. Ich war im Nachhinein auch ganz glücklich darüber, dass wir die Strecke umgedreht gewandert sind.
Am Tag 3, war dann der erste Tag, an dem ich mit meinem Hund alleine ging. Es ging nach Michelau. Eine kleinere Strecke war geplant, um aber auch eine kleine Pause zu machen. Vorher hätte ich nie gedacht, dass ich einmal von 13,6 km sagen würde, dass ich die Strecke mit 400 m bergauf und 440 m bergab einmal mit Pause machen verbinden würde. Das war meine erste Kenntnis dieser Challenge. Wenn man sich etwas in den Kopf setzt und so eine Motivation hat, was für den guten Zweck zu tun und zu sehen, wie mich fremde Leute unterstützen, dann kann man Berge versetzen. Ich genoss diese Wanderung sehr. Schon alleine die Wanderung war schön, aber es war auch das erste Mal, dass ich alleine war mit meinem Hund und das Handy nicht weiter in die Hand nahm.
Danach am 4ten Tag kam die Strecke Michelau nach Ettelbrück. Doch ich wusste nicht, wo mein Auto stellen in Ettelbrück, und so drehte ich auch diese Strecke. So ging ich von Ettelbrück nach Michelau. Mit 9,45 km die kürzeste Strecke welche ich gemacht habe. Aber es ging mir körperlich sehr gut. Und ich muss sagen, ich war heile froh, als ich aus dem Lärm der Stadt Ettelbrück raus war. Ich bin dann auch mehr bergauf als bergab gegangen. Aber so kam das Schöne am Ende. Für mich war es auch immer wichtig, positiv abzuschließen.

Am 5ten Tag gab es unterwegs eine Überraschung. Die Sonne zeigte sich. Endlich nach 4 Tagen nur Regen und Sturm. So war dann auch der erste Sonnenbrand da, denn wer rechnete schon mit Sonne, wenn eine Woche lang Dauerregen gemeldet wurde. Der 5te Tag war für mich nicht schön. Wir gingen von Ettelbrück nach Cruchten. Hier macht der Wanderweg eine kleine Schleife nach Colmar-Berg, und geht nicht geradlinig nach Süden. Der erste Teil war schwierig. Die Sonne prallte mir ins Gesicht, ich war noch nicht bereit für eine solche Hitze. Es fiel mir sehr schwer den Berg hinaufzugehen, da auch mein Hund so langsam sehr müde wurde.
Doch heute standen 21,5 km auf dem Programm. Wie soll ich das schaffen? Der Wanderweg war nicht sonderlich spannend und ich kämpfte mit meinem Hund, den ich hinterher schleppen musste. Ich bekam ihn auch nicht mehr motiviert. So entschied ich mich meinem Vater anzurufen, der sich direkt bereit erklärte mein Hund auf der nächsten Straße, welche ich überquerte, abzuholen. Dies war in etwa der Hälfte der Strecke. Es tat mir so Leid meinen Hund gehen zu lassen, aber es war das beste für ihn. Ich sah noch, wie er mir im Auto hinterherschaute, als mein Vater wegfuhr. Aber er hat danach Zuhause nur geschlafen. Sodass es die richtige Entscheidung war. Aber für mich war es um so schwieriger. Jetzt war ich ganz alleine und die Strecke sehr langweilig. In Colmar-Berg ging es dann nur noch über eine Fahrradstrecke nach Cruchten. Ich wollte diese Strecke noch machen, denn von Colmar-Berg nach Mersch geht es nur gerade aus über Fahrradweg. Ich wollte mir diesen langweiligen Teil in 2 teilen. Ich war so erleichtert als ich ankam.
Ein Down änderte meinen Plan
Am 6ten Tag war dann der Beginn direkt Fahrradstrecke. Es begann sehr langweilig und hatte auch Angst davor. Denn so langsam spürte ich die Kilometer in meinen Beinen. Außerdem wusste ich, wenn ich lange geradeaus gehe, dann roste ich ein und kann danach keine Berge mehr gehen. In Mersch war ich körperlich am Ende. Ja, ich hatte meinen ersten Down. Ich wusste nicht weiter. Ich setzt mich so erstmal unter die Brücke in Mersch und überlegte, was ich machen sollte. Ich rief meinen Freund an, denn ich fühlte mich als würde ich die, die gespendet haben, betrügen. Doch mein Freund ermutigte mich, und die Worte, dass ich keine Strecke bekannt gab, und es eigentlich nur auf die Kilometer ankommt, es kein betrügen ist.
So entschied ich mich, den nächsten CFL-Weg auszulassen und gerade aus über die Fahrradstrecke nach Lintgen zu gehen. Hier hatte ich dann auch Kontakt zu meiner Mutter, der ich von meinem Scheitern erzählte. Welche mir aber erklärte, dass es doch erstaunlich wäre, dass ich diesen Down erst am Tag 6 hätte und immerhin habe ich ja eine Strecke von 11 km zurückgelegt. Dafür, dass ich nicht mehr konnte, mein Hund nicht mit war und es nur stürmte und regnete. Es ging mir nach den Gesprächen dann auch wieder besser und war glücklich als ich wieder bei meinem Hund war, der den ganzen Tag verschlafen hatte. Es war auch hier gut, die Entscheidung getroffen zuhaben, ihn nicht mitzunehmen, denn nur Fahrradstrecke findet er doof, und wäre unmotiviert gewesen. Und so hat er mehr Energie für die nächsten Etappen.

Am Tag 7, nahm ich dann wieder die Strecke der CFL Wanderwege. Der Anfang war wieder sehr schlimm. Aber es ging auch nur bergauf. Danach war ich dann warm gelaufen, und es ging wieder.
Tag 8 begleitete ich mein Freund wieder. Es ist wieder Wochenenden und ich habe bekannt gegeben, wo ich dran bin. Das Schätzen war somit beendet. Spenden nahm ich dann aber immer noch an und es wurde auch immer noch viel gespendet. Tag 8 von 9 kam ich dann in der Stadt an. Hier hatte ich eigentlich geplant anzukommen nach Tag 9. So hatte ich einen Tag früher das Ziel erreicht. Ich war da schon sehr stolz auf mich. Und es wurde noch besser, denn es blieb an diesem Tag nicht nur bei der Stadt, sondern die Wanderung ging noch bis nach Hesperange.

Am letzten Tag, Begleitung von der Präsidentin von der Lipödem Lëtzebuerg a.s.b.l.
Am 9ten und letzten Tag begleiteten mich mein Freund und Gaby, die Präsidentin der Lipödem Lëtzeburg a.s.b.l. Sie begleitete mich von Hesperange bis nach Leudelange. Die letzten Kilometer waren emotional. Denn es ging zu Ende. Es hatte mir doch so viel gegeben und D-Zelle wollte ich nicht aufhören. Doch mein Körper verlangte dann aber auch nach einer Pause. So landete ich in Bettembourg und beendete meine Wanderung nach 147,42 km.

Ich hatte an keinem einzigen Tag Muskelkater und habe sehr viel über meinen Körper erfahren. Ich habe weitaus mehr geschafft, als ich mir je erträumt hatte. Ich hätte auch nie gedacht, dass ich vor allem so große Strecken schaffen werde. Aber wo ein Wille, da ein Weg, …

Ich habe von dieser Wanderung sehr viel gelernt, wovon ich heute noch Gebrauch mache. Ich traue mir sehr viel mehr zu. Traue mich auch mal an schwere Wanderungen ran. Aber eins hat es vor allem, es hat die Bindung zu meinem Hund noch einmal mehr befestigt. Hätte nicht gedacht, dass da noch mehr geht.
Überwältigt war ich von der Dankbarkeit von sichhënnlu, dass mir dann doch bewies, dass ich mit ihnen die richtige Organisation herausgesucht habe und überwältigt war ich von der Unterstützung von so vielen Menschen, die dazu beigetragen haben, dass ich 1040 Euro gesammelt habe.

Ich bin diese ganzen Wanderungen auch das erste Mal mit Stöcken gelaufen, die mir sehr viel Trittsicherheit verliehen haben, und mir auch geholfen haben, wenn die Beine mal müde wurden.
Ich habe die CFL Wanderwege alle nochmal einzeln beschrieben, einige fehlen noch, werden aber kommen. Aber hier findet ihr auch die ganze Route, welche ich zusammen gesetzt habe.
Beschreibung der Wanderwege
CFL 16 – Lorentzweiler – Heisdorf – Walferdange – 10,2km
Bergauf: 240m Bergab: 220m Höchster Punkt: 380m Tiefster Punkt: 230m
CFL 13 – Colmar-Berg – Cruchten – Mersch – 10,4km
Bergauf: 100m Bergab: 80m Höchster Punkt: 240m Tiefster Punkt: 200m
CFL 12 – Ettelbruck – Colmar-Berg – 16,3km
Bergauf: 240m Bergab: 230m Höchster Punkt: 400m Tiefster Punkt: 200m
CFL 10 – Michelau – Ettelbruck – 9,45km
Bergauf: 267m Bergab: 218m Höchster Punkt: 410m Tiefster Punkt: 200m
CFL 05+09 – Kautenbach – Goebelsmühle – Michelau – 13,59km
Bergauf: 401m Bergab: 440m Höchster Punkt: 400m Tiefster Punkt: 220m
CFL 04 – Draufelt – Wilwerwiltz – Kautenbach – 16,92km
Bergauf: 554m Bergab: 498m Höchster Punkt: 440m Tiefster Punkt: 260m
CFL 01+03 – Troisvierges – Maulusmühle – Clervaux – Draufelt – 20,13km
Bergauf: 628m Bergab: 746m Höchster Punkt: 500m Tiefster Punkt: 310m
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