Das Dorf Hamm und seine Geschichte
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstand in der “rue Godchaux”, im Vorort der Hauptstadt Luxemburg, eine neue Industrie.
Die Strasse wurde nach den Gebrüder Godchaux benannt, Besitzer der Tuchfabrik, durch welche die industrielle Revolution begann.
Guetschlique und Samson Godchaux errichteten um 1825 eine Weberei im Pfaffenthal. Diese war aber schnell zu klein und sie sind umgezogen in die Schleifmühle.
Die Mühlen lagen alle an dem Fluss “Alzette”, an der sie, durch die Wasserräder, die benötigte Energie erhielten für den Betrieb von den Maschinen. Ausserdem konnte man über die “Alzette” den Abtransport der Abfälle gewährleisten.
Der Vorort Hamm, welche 1766 nur 90 Einwohner zählte, wuchs schnell auf 668 Einwohner im Jahr 1890. Ausserdem wohnten in der Schleifmühle 192 und in der Pulvermühle 381 Arbeiter.
1873 löste sich das Dorf Hamm von der Gemeinde Sandweiler und Paul Godchaux, nachher Jules Godchaux, waren die ersten Bürgermeister.
1920 fusionierte Hamm mit der Gemeinde Luxemburg.
Gantebeensmillen
Hier schliff der Waffenhersteller Andreas Müller seine Messer, Säbel, Beile und Äxte.
Auf einem Grundstück welches er 1786 erwarb, errichtete er eine Schleifmühle. 1821 kaufte Pierre Gantenbein die Schleifmühle zurück und wandelte sie in eine Kornmühle um.






Die Mühle war mit 3 Wasserrädern ausgestattet.
1872 übernahm die Familie Godchaux die Mühle. Hier entstand nun eine Filzmühle mit Lagerhäusern und Unterkünfte für die Arbeiter.
Schleifmühle
Die Geschichte der Schleifmühle, kann man hier nach lesen.
Die Tuchfabrik Godchaux war 1851 die Erste im Gebiet der Stadt Luxemburg, welche ein Dampfverfahren einsetzte.
Das Geschäft lief so gut, dass sie eine Zweigstelle in Ettelbrück gründeten. Ausserdem wurde in Frankreich in La-Riche-sur-Chiers eine neue Produktion eröffnet im Jahr 1884 um auch in Frankreich das Geschäft an zukurbelen.
Das Unternehmen beschäftigte bis zu 2000 Arbeiter, ungefähr 800 in der Schleifmühle.
Bedingt durch den ersten Weltkrieg, mussten sie im 1939 die Produktion einstellen.





Wohnquartiere
Die Häuser mit heute der Hausnummer 33-35 waren Arbeiterhäuser. Jedoch der Erfolg der Industrie bringte mit sich, dass der Wohnraum nicht mehr reichte. Darum errichtete man Wohnungen, welche “Kasernen” genannt wurden, da sie klein und simpel waren um die Arbeiter nicht zu verlieren.
Die Familie Godchaux hatte einen Grundsatz:
Ohne Wohnung, keine Familie. Ohne Familie, keine Moral. Ohen Moral, keine guten Arbeiter.
Auch eine Kinderversorgung wurde eingerichtet, da in der Textilindustrie hauptsächlich Frauen arbeiteten.
1865 wurde die Gesellschaft zur Unterstützung und gegenseitigen Hilfeleistungen gegründet. Sie entschädigte die Angestellten im Krankheitsfall.
Hierbei handelt es sich um die Villa Godchaux.


Schwimmbad
In den Jahren um 1930 entstand nun hier auch ein Schwimmbad zur Freizeitbeschäftigung. Ebenso eine Gaststätte wurde errichtet. Die Gaststätte erhielt den Namen der “Gantebeensmillen”. Heute steht hier nur noch eine herabgekommene Ruine und dessen Zukunft immer noch nicht klar ist.
Hier kannst Du mehr drüber lesen.


Waschplatz
Der öffentliche Waschplatz war der Treffpunkt aller Frauen. Hier wurden sich ausgetauscht. Genau gegenüber befand sich ein Café, in dem die Männer sich traffen.

Kulturelle und soziale Leben
Die Familie Godchaux förderte soziale und sportliche Vereine. Wie etwa einen Gesangsverein und der Kajak-Club (Der heute noch besteht).
Auch eine Feuerwehr mit 200 Männer war vorhanden.
Andere Gebäude
An der nächsten Brücke befand sich die Direktionsvilla der Schleifmühle, das Verwaltungsgebäude (welches 1970 abgerissen wurde), die Kantine (Heute Hausnummer 1A) und ein Lebensmittelgeschäft.
Pulvermühle
1841 erbaute der Buchhändler Jean-Pierre Kuborn eine Baumwollspinnerei an dem Wasserfall.
Doch durch die Baumwollkriese, während des Sezessionskrieges, in den Vereinigten Staaten, zwang Kuborn zum Verkauf.
1876 ging die Strickerei an die Godchaux-Tuchfabrik. Beide Unternehmen fusionierten 1883 und wurden die “Draperies luxembourgoise s.a. pour la fabrication de draps et de bonneterie”.


Der letzte Direktor, Emile Godchaux, wurde während dem 2. Weltkrieg von den Nazis ins KZ gesteckt und starb 1942.
Wanderwege:
Bonnevoie – Marder – 6,6km (8km)
Bergauf, Bergab: 110m Höchster Punkt: 290m Tiefster Punkt: 230m
Bonnevoie – Godchaux-Rundweg – 3,7km
Bergauf, Bergab: 60m Höchster Punkt: 310m, Tiefster Punkt: 250m
Itzig – Autopedestre – 8km
Bergauf, Bergab: 173m Höchster Punkt: 346m Tiefster Punkt: 267m
Bonnevoie – Autopedestre – 8,72km
Bergauf, Bergab: 210m Höchster Punkt: 290m Tiefster Punkt: 260m
Dazugehörige Beiträge
Gantenbeinsmillen – ehemaliges Schwimmbad
Dieses ehemalige Schwimmbad, steht auf dem Grundstück der Gemeinde Hesperingen zu der Grenze an Bonnevoie. Allerdings ist das Grundstück im privaten Besitz.
Hamm – Schläifmillen
Die Brüder Samson und Quetschlik Godchaux haben die Mühle gegen 1837 gekauft, nach dem sie schon eine andere Mühle und eine Wollwäscherei im Besitz hatten. Aus der Schläifmillen entstand der Hauptsitz mit dem Namen “Godchaux Frères”.
Ich finde die Geschichten hinter den verlassenen Gebäuden wahnsinnig interessant. Vor allem aber finde ich es schade, dass solche Orte verfallen, an denen damals das Leben getobt hat! Es macht auf jeden Fall immer Spaß, die Geschichten dahinter zu lesen!
Mir geht’s genau so. Vielen lieben Dank